Page 37 - DTB Denkfabrik
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Herausforderungen und Probleme, die für ehrenamtlich Tätige bestehen und sonst in der allgemeinen Normali- tät untergehen, treten jetzt noch deutlicher zu Tage.
Es zeigt sich ein indifferentes Bild, ob ehrenamtlich Tätige aktuell weniger Motivation und Kraft haben, sich ehren- amtlich zu engagieren. Deutlich wird jedoch die Sorge, dass einige Ehrenamtliche durch einen hohen Digitali- sierungsgrad abgehängt werden könnten. Die Möglich- keiten, auf digitalem Weg Kontakt zu anderen zu halten, werden als kein langfristiger adäquater Ersatz zu persön- lichen Begegnungen empfunden.
Vor allem in ehrenamtlichen Führungspositionen multi- plizieren sich derzeit die Aufgaben, es muss gleichzeitig an den verschiedensten Fronten gekämpft werden. Die Probleme sind komplex: Da sind zum einen die ökono- mischen Defizite, die sich durch ausbleibende Erträge, wie z. B. Sponsoreneinnahmen und die Durchführung von Veranstaltungen, ergeben. Zum anderen wird die Bindung an die Mitglieder durch die Sperrung der Sport- anlagen erschwert, der direkte Kontakt ist fast nicht mehr möglich. Während Vereinsaustritte weiterhin – und ggf. sogar verstärkt – erfolgen, bleiben Eintritte in den Verein aus. Erst recht, wenn die Basis für eine Digitalisierung durch den Mangel an Hardware und Know-how nicht gegeben ist und Kontakthalten über digitale Medien nicht genutzt wird. Unterm Strich bedeutet dies einen Mitgliederschwund, der sich auch finanziell negativ auswirkt. Mit dem Schwund an Vereinsmitgliedern werden ebenso die Jugendlichen, Frauen und Männer im Ehrenamt weniger. Vor allem die Führungsriege der
Vereine und Verbände ist darüber hinaus gefragt, dafür Sorge zu tragen, dass die Motivation dabeizubleiben bei allen Beteiligten nicht verschwindet, auch wenn nahezu nichts an Veranstaltungen möglich ist. Dieser Kampf an multiplen Fronten kann sich zu einer strukturellen Über- forderung des Ehrenamtes kumulieren.
Weiterentwicklung von Vereinsstrukturen notwendig
Es ist also klar, wo die Herausforderungen und Probleme liegen, wo Strukturen nicht so sind, wie sie förderlich wären. So hat sich z. B. das Verhältnis zwischen Haupt- beruf und Ehrenamt noch einmal verändert. Entschei- dungswege wurden länger oder blieben aus und es lastet mehr Druck und zum Teil auch strategisches Geschäft auf den hauptberuflich Tätigen. Daher sollte reflektiert werden, welche Strukturen zukünftig für ehren- amtliche und hauptberufliche Tätigkeit sinnvoll sind.
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